Tag_4 letzte Bilder
Samstag, Tag der Preisverleihung, noch zwei Filme zu sehen. Zunächst „Bad Luck“ von Thomas Woschitz, ein schwarzhumoriges „Hinterwäldler“ Drama. In einem verlorenen Eck in Kärnten kreuzen sich die Wege und Schicksale der Personen, Knotenpunkt ist eine einsame Tankstelle. In nicht linearen Zeitläufen werden 3 folgenschwere Tage verknüpft, in denen sie dem Motto „das Leben ist nicht fair“ zu entgehen versuchen, und doch am Ende – fast- alle dramatisch eines besseren belehrt werden. Düstere Bilder, Klangteppiche aus brummelnder Sprache, Geräuschen und Musik vermitteln eine (alp-)traumartige Atmosphäre. Ebenfalls ein düsteres Drama „Parabellum“ von Lukas Valenta Rinner, angesiedelt irgendwo in Argentinien. Auch hier ein Spiel mit bedrohlichen Geräuschen und basslastiger Musik, die Sprache als Geräusch und nicht als Dialog nutzend wird eine vor-apokalyptische Welt gezeichnet, in der sich ein Gruppe auf die zu erwartende Katastrophe vorbereitet, sportlich- militärischer Drill, Überlebenstraining. Der Film baut am Anfang sehr schön Spannung auf, die sich aber im Verlauf weder steigert, noch auflöst, wodurch die 75 Minuten dann doch relativ lang werden. Der Jugendjury gefiel das Konzept, und zeichnet den Film aus. Preiszeremonie Nein, die Diagonale ist kein glitzer-glimmer-roter-Teppich Festival, das wird jedes Jahr unweigerlich spätestens bei der Preisverleihung deutlich, nüchternes Ambiente, mässig gut besuchte Veranstaltung; das wäre alles ja völlig in Ordnung, wenn nicht jedes Mal eine Spassmacher-Moderation durch den, ohnehin schon langen, Abend führen würde. Und so dauerte der Spass mehr als 2 Stunden, wobei die Preisträger immer wieder gebeten wurden sich kurz zu fassen. Warum? Lasst die Gewinner danken und loben, kritisieren und auch politisieren, und kürzt die Komiker! Hoch verdient und auch zu erwarten ging der Preis für die beste Schauspielerin im laufenden Festival an die grossartige Ulrike Beimpold in „Superwelt“, ebenfalls verdient, der Kamerapreis, Spielfilm, für Superwelt Kameramann Michael Bindlechner. Der schöne „Minor Borders“ (siehe Tag_3) wird als bester Kurzdokumentarfilm ausgezeichnet. Nikolaus Geyrhalters „Über die Jahre“ gewinnt, nicht unerwartet, sowohl den grossen Diagonale Preis für den besten Dokumentarfilm, als auch den Preis für den besten künstlerischen Schnitt, durch Wolfgang Widerhofer. Leider war der Film mit seinen 3 Stunden nicht in mein dichtes Programm einzubauen, wenn er aber nur annähernd so gut ist, wie Geyrhalters Filme in der Vergangenheit, dann ist das eine verdiente Auszeichnung für einen Film, an dem über 10 Jahre Arbeit stecken; zumindest in Österreich kommt „ Über die Jahre“ diese Woche in die Kinos. Nachdem fast alle Preisträger sich blumig bei Barbara Pichler für ihre Intendanz in den letzten 7 Jahren bedankten, stand sie dann am Schluss selber auf der Bühne, gewohnt charmant, lächelnd und souverän verabschiedet sie sich von Team, Filmschaffenden und Gästen, unsentimental und freundlich. Und im kommenden Frühjahr werden sich wieder alle in Graz treffen, dann unter der Doppelintendanz von Sebastian Höglinger und Peter Schernhube. Alle Preise sind unter: http://www.diagonale.at/festival/preise/ zu sehen.
Einen herz lichen Dank für eine spannende und wort gewaltige Rezension des Festivals, die Lust auf einige der Filme macht!