Der Schweizer Film in der Krise?

(c) ch.dériaz
Die Krise, mitsamt Niedergang, des Schweizerfilms wird seit Jahrzehnten herbeigeredet, dennoch wird weiter produziert, die Auswahl, die bei den 53. Filmtagen zu sehen war, braucht sich keineswegs zu verstecken oder zu schämen. Was also ist das Problem des Schweizer Films? Das Land ist klein, wodurch die rein rechnerische Menge an möglichen Zuschauern schon nicht sehr gross ist, will man eine Kinoauswertung für das ganze Land müssen die Filme alle mit Untertiteln wenigstens eine der anderen Landessprachen versehen werden. Das kostet Geld. Die inländische Akzeptanz über die Sprachgrenzen hinweg ist nicht immer gegeben, das zu verbessern wäre sicher den Aufwand wert.
Ein weiteres Problem ist der internationale Markt, Filme auf Schweizerdeutsch sind auf dem grossen Deutschen Markt, naja, schwer vermittelbar. Auch hier würde der Aufwand einer flächendeckenden Untertitelung mit Hochdeutschen Untertiteln sicher Gutes bewirken. Wenn Zuschauer bereit sind spanische, koreanische oder amerikanische Filme in untertitelten Originalversionen anzuschauen, sollte doch Schweizerdeutsch oder Rätoromanisch auch kein Problem sein. Es ist einfach zu schade, wenn all diese Filme für Filmbegeisterte verloren bleiben. Die Bandbreite dessen was produziert wird ist gross, von politische Dokumentarfilmen über leichte Unterhaltung bis zu Abendfüllenden Experimental- und Animationsfilmen, das alles ist europäisches Kino, und gehört genau dort hin, in die (Programm)Kinos in Europa.
Der Prix de Soleure mit 60.000 Schweizerfranken dotiert ging an den Lausanner Regisseur Karim Sayad für „Des moutons et des hommes“ (siehe Tag 6), der Publikumspreis, dotiert mit 20.000 Schweizerfranken an den Dokumentarfilm „Der Klang der Stimme“ von Bernhard Weber, leider nicht gesehen, aber es ist immer wieder faszinierend, wenn gerade Publikumspreise an Dokumentarfilme gehen. Und der Nachwuchspreis aus der Rubrik Talente ging an Lora Mure-Ravaud für „Valet noir“ (siehe Tag 1).
Laut erster Schätzung der Festivalleitung kamen etwa 63.000 Zuschauer in die Kinos, ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr, aber immer noch eine gute Zahl.
Die Krise wird also womöglich noch ein wenig weiter herbeigeredet werden, auch wenn de Schweizer Film sehr viel und Vielfältiges zu bieten hat.

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Die 54. Solothurner Filmtage finden vom 24. bis 31. Januar 2019 statt.